Sensenman-n-ufaktur

Yamaha XS 400 2A2 zum Cafe Racer

 

Die XS habe ich für satte 220 Euro bei Ebay ersteigert, der Zustand war nicht toll, aber komplett. Angedacht war es eigentlch als Low-Budget-Projekt. Bei der gedanklichen Gestaltung wurde aber sehr schnell klar, wenn wird es richtig gemacht. Also wurde es ein kompletter Neuaufbau.

Zuerst habe ich kurz überprüft, ob die Elektrik noch funktioniert. Sie sprang tatsächlich an, lief aber nur auf einem Pott, trotzdem beachtlich sie war schließlich seit 2001 stillgelegt. Dann wurde sie komplett zerlegt, zu einem Männerpuzzle. Das Farbkonzept ist mir beim Kaffeetrinken eingefallen, hatte gerade die Louis Retro Tasse in der Hand. 

Als erstes habe ich mich mit Sattler, Pulverbeschichter und Grafikerin kurzgeschlossen, ob alle drei den passenden braunen Farbton haben. Der Lack wurde aus der Mini Cooper Farbpalette entnommen.

Am Rahmen wurde alles entfernt was später nicht mehr gebraucht wurde. Rahmen und alle Teile die eine Schicht Pulver bekommen haben, wurden bei www.schaefer-beschichtung.de bearbeitet. Absolut Top und schnelle Arbeit.

Alles was verchromt oder poliert wurde, habe ich bei meinem Haus-und-Hof -Verchromer machen lassen. Der auch schon alles für meine XJR bearbeitet hat.www.cbm-metall.de

Natürlich wurde alles Technische überholt.

Die Bremszangen wurden zerlegt, pulverbeschichtet und mit einem neuem Dichtungssatz inkl. Kolben (bei Ebay erstanden) wieder zusammengesetzt. Die Kolben gehen nicht ohne weiteres raus aus so alten Sätteln, daher am besten über die Bremspumpe rausdrücken. Ein Kolben saß so fest, das ich den auch nicht über die Pumpe rausdrücken konnte. Zum Glück war er schon soweit raus, dass ich ihn seitlich durchbohren konnte. Mit einer durchgesteckten Schraube und einem Abzieher konnte ich den Kolben dann rausziehen. Halter und Bremszangen wurden neu gepulvert, Schrauben verchromt.

Nebenher sind die Vergaser ins Ultraschallbad gewandert, mit neuem Keystersatzwww.motorradbay.de , Schrauben und größeren Hauptdüsen (da offene Luftfilter verbaut werden) waren sie fast wieder wie neu. Zu beachten ist bei den Vergasern, dass gern die Spitzen der Gemischschraube abrechen, wenn man sie zu fest zudreht. Hatte das Problem bei einem Vergaser. Rausbekommen habe ich sie, indem ich den Vergaser erwärmt, punktuell mit Eisspray abgekühlt und dann mit einer feinen Spitznadel aus dem Feinlötbereich Druck ausgeübt habe. Dabei vorsichtig arbeiten, nicht das man das Loch größer prockelt.

Der Motor wurde zerlegt und durch eine Sichtkontrolle überprüft. Er befand sich soweit im guten Zustand, hatte ja auch erst 26.000 km gelaufen. Einige Teile wurden  in einer Industriewaschmaschine gereinigt. Nachdem sie sauber und fettfrei waren, wurden sie mit hitzebständigem Lack versehen. Die seitlichen Motordeckel wurden poliert. Habe ich bei meinem Verchromer machen lassen, so konnte ich mich mit anderen Teilen beschäftigen. Beim Zusammenbauen wurden natürlich alles ordentlich abgedichtet und ich habe eine 1M0 Nockenwelle verbaut. Wahnsinnige 38 PS reißen jetzt an!!! 

Das Fahrwerk, Gabel, Schwinge und Räder wurden komplett von der SR 500 übernommen.

Die Gabel ist einmal komplett überholt. Gleitbuchsen, Simmeringe, Gabelfedern von Wilbers und die Gabelstopfen mit Vorspannung (vom müden Björn) wurden verbaut. Nebenher wurde die Gabel auch poliert und dann wieder komplettiert. Die Arbeit sollte man sich machen, da es sich um alte Teile handelt.

Es sollte keine 08/15 Schwinge sein, durch Zufall war bei Ebay eine Schwinge von Krüger&Junginger zu ersteigern. Dadurch wurde das ganze Fahrwerk nochmal richtg verbessert. Die Optik ist natürlich genial für ein Racer-Projekt. Selbstredend haben sich auch hier neue Lager eingefunden. Einziger Nachteil, die Koni Stossdämpfer die ich schon erworben hatte, konnten nicht verbaut werden. Die Aufnahmen am Rahmen und Schwinge fluchten nicht. Das Ganze wurde durch  Ikon (Koni) Dämpfer für eineHonda CB 400 gelöst, da diese eine Gabelaufnahme statt einem Auge haben.

Bei den Rädern habe ich mich für Speichenräder entschieden. Die XS hatte original in Deutschland nur Gussräder, in Amerika und England wurde sie auch mit Speichenrädern angeboten.
Entsprechende Gebrauchtteile kann man über Ebay.com beziehen.
Habe mich aber auch bei den Rädern für die SR Teile entschieden.
Beim Vorderrad ist es dann kein Problem auch eine Doppelbremsscheibe zu montieren. Das freut den TÜV-Prüfer, zweimal 298mm Scheibe, anstatt der 267mm einfach bei der XS. Das Ganze wird von einer 5/8 Zoll Bremspumpe der XJR1200 mit Druck beaufschlagt.
Beim Hinterrad sollte man Augenmerk drauf legen, dass der Kettenradträger auf dem Lager kein Spiel hat. Da dieser nur fettgelagert ist, verschleißt der gern. Ist eine echte Krankheit bei der SR. Die Firma www.kedo.com bietet dafür einen Reparatursatz an.
Beide Räder wurden komplett überarbeitet, Naben gerommelt, neue Edelstahlspeichen, die vordere Felge wurde poliert und für hinten gab es eine neue Felge. Die Arbeiten wurden sauber ausgeführt bei, www.speichen-werner.de 
Natürlich gab es neue Lager und Simmeringe. 

Nachdem alle Teile überholt, gepulvert, poliert, verchromt und lackiert waren, konnte es ans Zusammenbauen gehen.
Das Einpassen der Schwinge ist eine ziemlich enge Geschichte, da muss man schon etwas an dem Bremsgestänge anpassen. Dank der Schmiernippel in der Hohlwelle und in der K&J Schwinge, kann man das Ganze schön mit Fett versorgen.
Um die Federbeine einzupassen habe ich mir vom Kollegen passende Aludistanzen drehen lassen. Es musste die 20mm breite Gabelaufnahme an einen 10mm breiten Aufnahmepunkt angepasst werden. Dank an Socke!
Damit das Ganze am oberen Stoßdämpfer-Aufnahmepunkt auch schick wurde, habe ich einfach zwei Racingständeradapter mit einer 10 er Bohrung bei Ebay erstanden. Könnte man auch prima Gepäck dran verzurren, was in meinem Fall nicht in Frage kommt.
Die Gabel wanderte als nächstes an ihren Platz, schön mit neuen Lenkkopflagern und Gabelcovern zwischen den beiden Brücken. Einfaches Alurohr, innen 35mm, außen 40mm, ein wenig posen muss ja sein.
Alle Schrauben, die neu an die XS gekommen sind, bestehen aus Edelstahl. Da kann ich www.schiener-edelstahl.de empfehlen. Hat mir einige Schrauben auf Wunsch angefertigt.
Der neu abgedichtete und lackierte Rumpfmotor kam als nächstes in den Rahmen. Danach wurden Kolben, Zylinder, Kopf und nachher alle Deckel montiert. Neue Ansaugstutzen haben sich mit den Vergasern an den Kopf geschmiegt. Die offenen Luftfilter (Pilze) sind der Hammer, die Nachbarn sind immer wieder erfreut. Da sie jetzt mehr Luft bekommt, brauchte es größere Hauptdüsen. Meine läuft relativ gut mit 142,5er Düsen.
Beim späteren Einstellen der Zündung, wollte das Ganze sich einfach nicht richtig auf den Zündzeitpunkt bringen lassen. Den Nocken im Verteiler kann man auch um 180 Grad versetzt in den Fliehkraftversteller einsetzen, also aufpassen.
Nachdem die neuen Instrumente mit dem selbstgebauten Halter an der Gabelbrücke montiert waren und Scheinwerfer, Rücklicht und Blinker ihren Platz gefunden hatten, ging es ans Verkabeln. Das Zündschloss wanderte an den Rahmen. Die meiste Elektrik wurde unter den Tank verlegt.
Der neue Tacho( www.kickstarter.de ) hat auch die Kontrollleuchten im Gehäuse, LED. Wenn man da nicht aufpasst beim verkabeln, wundert man sich, warum Neutral und Ölkontrolle nicht leuchten….. kurz vor der Verzweiflung, habe ich dann auch mal dran gedacht, die funzen nur in einer Durchflußrichtung.
Den passenden Drehzahlmesser habe ich hier erstanden, www.xs650shop.de und noch ein paar weitere Kleinigkeiten.
Der Lacksatz ist echt der Knaller, mit dem alten Kenny (race) Design, ist das Ganze zeitgemäß. Es war schon recht mutig, sich für diese Farbkombi zu entscheiden. Ich finde es aber total Porno, weil schwarz, british racing green oder polierte Tanks sieht man zu oft.
Für die Beklebung, dank an Nici.

Hier mal der Bilderlink zu der Entstehung meines Cafe-Racers.

 https://photos.google.com/album/AF1QipOAHKJyipGaYEFE8ZOmc7-iZyyuR40G9tigeOUw

 Inspiriert wurde das Ganze durch einen Low-Budget Umbau in der Fighters. Nach dem ich einen TÜV-Prüfer gefunden hatte, der nicht gleich Schnappatmung bekam, als ich ihm meine Ideen vorgetragen habe und er gern mit an Bord war, konnte alles umgesetzt werden.